Ein persönliches Gespräch mit Claudia Schliephake

Beraterin, Trainerin & Coach

Gründerin Integra Training

13 persönliche Fragen und Antworten im Mai 2020

Inspirierend, intensiv, Innovativ

Was zeichnet dich aus?

Von Haus aus bin ich Psychologin und beschäftige mich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen. Als Geisteswissenschaftlerin beschäftigt mich alles rund um die Themen Gehirn und Geist. Meine Tätigkeit hat unter anderem damit zu tun, Menschen in ihrem Geist zu erreichen, um Impulse und Anregungen für Entwicklung zu vermitteln. Meine Arbeit zielt darauf Menschen für etwas zu begeistern, das bedeutet wörtlich zu inspirieren, um persönliche Entfaltung und Wachstum zu fördern. Ich würde mich als Impulsgeber und Prozessbegleiter in einer Person bezeichnen. Ich nehme an, dass ich ein inspirierender Mensch sein kann – zumindest haben mir andere das schon häufiger so gesagt.

Was inspiriert dich?

Ich bin ein bekennender Komplexitätsfan mit echtem Forschergeist. Was ist komplexer als die Einzigartigkeit der menschlichen Persönlichkeit. Mich faszinieren unter anderem die Erkenntnisse der Epigenetik, die aufzeigen, wie wir durch unseren Lebensstil und unsere Lebensführung viel Einfluss auf das Gelingen des Lebens und die Gesundheit nehmen können.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Inspirierend, intensiv, Innovativ
Welche menschliche Begegnung hat dich inspiriert?

Wertvolle Anregung und vielfältige Impulse gewinne ich in Begegnungen und Gesprächen mit Menschen. Ganz besonders bewegt hat mich die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus im Frühjahr 2016. Es bot sich mir die einmalige Gelegenheit zur Teilnahme an einem Kongress der päpstlichen Akademie für das Leben im Vatikan. Als Papst Franziskus mir bei der Begrüßung persönlich die Hand gab, war das ein tief bewegender Moment. Die starke Ausstrahlung dieser charismatischen Persönlichkeit erfasste und durchströmte mich. Ich habe eine starke Inspiration durch die Begegnung erfahren. Seither beschäftige ich mich intensiver mit Fragen des Glaubens, obgleich ich familiär nicht religiös geprägt wurde und konfessionsfrei bin. In meiner wirtschaftspsychologischen Sprache und salopp gesagt ist der Papst eine große Führungspersönlichkeit mit stark ausgeprägten Fähigkeiten für Leadership.

Was macht dir Freude?

Große Freude habe ich daran, mich mit den Ergebnissen von Mitarbeiterbefragungen zu beschäftigen. Für die Schaffung von mehr Gesundheit in Unternehmen und Menschen engagiere ich mich gern und aus tiefer Überzeugung. Mit den Befragungsergebnissen kann ich mich stundenlang beschäftigen, um immer weitere Zusammenhänge zu entdecken. Alles was messbar und quantifizierbar ist, wird für mich gestaltbar und veränderbar. Darüber hinaus habe ich auch einen ausgeprägten Faible für psychologische Diagnostik. Die Konstruktion von Fragebögen zu Persönlichkeit, Motivation und Führung finde ich sehr spannend. Als Dozentin im Fachbereich Wirtschaftspsychologie unterrichte ich die Fächer psychologische Diagnostik und strategisches Talentmanagement. Gern möchte ich junge Menschen für die Möglichkeiten qualitativer und quantitativer Untersuchungsmethoden begeistern.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Inspirierend, intensiv, Innovativ
Was fasziniert dich?

Die Erkenntnisse der Neurowissenschaft faszinieren mich. Es ist in den letzten Jahren schon viel herausgefunden worden zum Aufbau und der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Und doch weiß keiner so recht, wo der menschliche Geist im Gehirn zu finden ist. Geist ist eben Geist und nicht Materie. Das finde ich sehr faszinierend – wieso empfindet der Mensch bei einer bestimmten neuronalen Konfiguration und Verschaltung gute Gefühle, wie Liebe und Freude und bei der Aktivierung anderer Funktionsbereiche Gefühle wie Ärger, Angst oder Wut. Das finde ich ungeheuer faszinierend. Seit vielen Jahren beschäftige intensiv mit einem neurowissenschaftlichen Ansatz der Psychologie, der die Persönlichkeit und die Motivation des Menschen funktionsanalytisch erklärt. In meiner Arbeit mit Menschen ist mir diese Ausbildung eine sehr wichtige Grundlage.

Was motiviert dich?

Von Natur her bin ich stark entwicklungsorientiert in meinem Wesen. Meine Arbeit ist für mich echte Berufung. Beruf kommt von Berufung. Ich habe das Glück für mich früh und klar meine Bestimmung erkannt zu haben. Somit habe ich mir meine Gaben zu Aufgaben gemacht und erlebe meine Arbeitswelt überwiegend als mühelos und anstrengungslos. Gerade diese Mühelosigkeit verleiht auch schwierigen Themen und komplizierten Aufgabenstellungen eine gewisse Leichtigkeit. Diese Leichtigkeit eröffnet Raum für Kreativität und ermöglicht es innovative Lösungen zu entwickeln.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Inspirierend, intensiv, Innovativ
Was demotiviert dich?

Als Erstes fallen mir dazu erstaunlicherweise gefühlt extrem lange Rotphasen an Verkehrsampeln ein. Ebenso demotivierend empfinde ich zermürbend lange Warteschleifen in musikalisch unterlegten telefonischen Hotlines. Und am stärksten demotivieren mich alle Formen von langsamer Signalübertragung und schleppender Informationsverarbeitung. Das gilt sowohl für die Signalübertragung in der analogen zwischenmenschlichen Kommunikation, also die sogenannte lange Leitung im Gespräch. Das stört mich bei mir selbst und bei anderen. Ebenso belastet mich enorm die langsame Übertragung und Signalverarbeitung in der digitalen Welt, beispielsweise langsame Internetverbindungen.

Welches Buch hat dich beeindruckt?

Oh – eine ganz schwierige Frage, denn Lesen tue ausgesprochen gern und viel. Hier jetzt nur ein einziges Buch zu nennen ist nicht einfach. Das Buch von Johannes Huber mit dem Titel „Woher wir kommen, wohin wir gehen“ hat mir besonders viele Impulse gegeben. Das Buch fasst in einer sehr verdichteten Art die Geschichte der Menschheit vom Urknall bis zur heutigen Zeit zusammen und wagt einen kühnen Ausblick auf das Morgen. Eine echte wissenschaftliche zugleich sehr unterhaltsame Reise durch die Zeit. Der Autor Professor Johannes Huber ist Mediziner und Theologe in Wien und schreibt über die ganz großen Dinge der Menschheitsgeschichte mit besonderer Leichtigkeit. Die Sprache im Buch ist sehr besonders, es stimmt heiter und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht und lässt einen oft leise schmunzeln. Professor Huber veranstaltet seit über 30 Jahren einen überfakultativen medizinisch, theologisch, philosophischen Kongress im Dezember in Wien, den ich seit Jahren gern besuche.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
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Was vermisst du?

Die Zusammenarbeit in multikulturellen internationalen Projekten an weit entfernten Einsatzorten in einer mir fremden Kultur. Projekte dieser Art habe ich aktuell nicht. Ebenso würde ich sehr gern wieder eine Fernreise machen und mir unbekannte Länder entdecken. Private Reisen in ferne Länder sind in den letzten Jahren seltener geworden. Besonders fehlt mir der Umgang mit kleinen Kindern. Es ist für mich sehr besonders zu erleben, wie Kinder die Welt entdecken und staunen können über die Dinge des Lebens. Aktuell gibt es keine kleinen Kinder in meinem privaten Umfeld – das kommt bestimmt wieder.

Was wünscht du dir?

Mehr Humor bei der Akzeptanz von Dingen, die ich nicht ändern kann. Mehr Geduld und mehr Gelassenheit. Ich beschäftige mich seit einer Weile mit dem Thema Meditation und übe mich in der Beobachtung meines Geistes – das ist schon ein erster Schritt in die Richtung und bisweilen auch recht amüsant.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Inspirierend, intensiv, Innovativ
Was amüsiert dich?

An vielen Dingen kann ich mich erfreuen und einen Hauch von so einer Amüsiertheit erleben. Zum Beispiel beobachte ich sehr gern Tiere in ihrem Verhalten. Mit großer Freude sehe ich Tierdokumentationen über das Zusammenleben von Affen. Besonders eindrucksvoll ist es Affen in der freien Natur zu beobachten, das kann ich stundenlang tun. Diese Gelegenheiten waren aber bislang ziemlich selten.

Was möchtest du Zukunft tun?

Ich möchte mich gern in einem internationalen Entwicklungsprojekt in Afrika engagieren. Bei privaten Reisen nach Tansania haben wir Kontakt zu einer Stiftung für afrikanische Medizin und Bildung aufgenommen. Der Gründer dieser Stiftung ist Dr. Frank, der Busch Doktor. Gemeinsam mit seiner Frau hat er zur Sicherung der medizinischen Versorgung in der ländlichen Region nahe dem Ngorongoro Krater ein Krankenhaus für Geburtshilfe aufgebaut. Was dort in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde ist sehr beeindruckend. Zu Zeiten der Pandemie ist es allerdings ein ungünstiger Zeitpunkt für Entwicklungshilfe in Afrika.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Inspirierend, intensiv, Innovativ
Was tust du gern in deiner Freizeit?

Meine Freizeit verbringe ich mit Vorliebe in der Natur. Unter anderem beschäftige ich mich gern mit der Gestaltung des Gartens. Besonders gern lege ich Rasenflächen an. Die Aussaat von Grassamen und die intensive Bewässerung der Flächen sowie das Warten bis das erste Grün aus der Erde wächst, all das hat irgendwie einen kontemplativen Charakter. In der Bibel steht schon geschrieben, dass der Mensch sich die Erde untertan machen möge. So oder ähnlich, ich bin ja nicht besonders bibelfest, wie bereits erwähnt. Übrigens habe ich gerade aus sehr geschätzter Quelle erfahren, dass gerade diese Bibelstelle am häufigsten fehlinterpretiert ist. Es geht bei dieser Aussage weniger um einen Herrschaftsanspruch des Menschen über die Erde sondern vielmehr um einen Gestaltungsauftrag. Der Mensch möge die Erde nutzen und im Einklang mit der Natur leben.

Inspirierend, intensiv, Innovativ
Claudia Schliephake im Corona-Mai 2020